#Free the Arctic 30 - Ein deutsches Armutszeugniss




Weil sie in den Ölbohrungen, die der russische Staatskonzern Gazprom in der Arktis derzeit vornimmt, eine extreme Gefährdung des Arktischen Ökosystem sehen, protestierten Greenpeace Aktivisten vor Ort und wurden festgenommen. 
Mit dem Schiff  "Arctic Sunrise" waren sie in die Nähe einer Ölplatform in der Petschorasee  gefahren, um an dieser ein Transparent mit einem Protestslogan anzubringen. Jetzt hat der russische Geheimdienst FSB das Schiff geentert und schleppt es derzeit in den russischen Hafen Murmansk ab. 
Russland wirft ihnen Piraterie und Terrorismus vor. 

Gerade hier in Deutschland ist das Medienecho gross. Die Zeitungen und Nachrichtendienste stellen sich eher auf die Seite der Umweltschutzorganisation, die Russlands Regierung Willkür und ihrerseits Piraterie vorwirft.

Ich selbst bin eher geteilter Meinung, zwar habe ich enormen Respekt vor den Aktivisten die bestimmt wussten welches Risiko sie mit dieser Aktion eingehen, aber dass die Sprecher von Greenpeace jetzt so überrascht tun ist doch recht unglaubwürdig. Damit spielen sie ja eher den Mut ihrer eigenen Aktivisten herunter.
Doch der Tenor der in den meisten Foren und Internet Communities vorherrscht finde ich trotzdem erschreckend:

"Jemand soll mal bitte die Ökobilanz dieser Aktion ausrechnen" 

"Sinnlos, wo waren bitte die Greenpeaceaktivisten, die tatkräftig in Fukushima mitgeholfen haben"

"Russland hat recht! Putin muss es sich nicht gefallen lassen, dass ihm irgendwelche Aktivisten oder radikalisierende Pussys auf der Nase rumtanzen, wir brauchen auch unser tägliches Öl"

"Um in einer Menschlichen Gemeinschaft zu leben, müssen sich alle zwingend an die Regeln halten, über diese Regeln darf man sich nicht hinwegsetzten, auch wenn man glaubt moralisch richtig zu handeln"

So geht es in einer Tour weiter, vom Argument, dass das Greenpeace Schiff ja auch nur mit Öl fährt bis hin zum gängigsten Vorwurf, dass sich die Aktivisten durch aus der Aktion resultierende Spenden nur selbst bereichern wollen.
Radikale Ökosekte, geldgierige Säcke unter dem Deckmantel von Umweltschützern, Öko-Kiffer - die Reihe der Verallgemeinerungen und Vorurteile sind lang - mich hat das unglaublich wütend gemacht. 

Leute die diese Kommentare (besonders letzteren) schreiben, müsste man zwingen selbst einmal in einem Land wie Russland zu leben. 
Besonders der letzte Satz ist für mich die Dekadenz der Demokratie. Für uns sind unsere Freiheiten so normal und alltäglich geworden, dass wir sie nicht mehr wertschätzen. Pressefreiheit, Freie Meinungäusserung, Sexuellefreiheit und eine lebenswerte Zukunft, all das sind wertfolle Güter für die wir nie aufhören dürfen zu kämpfen.

Viele kritisieren auch, dass Greenpeace "nur" gegen eine "mögliche" Verschmutzung der Arktis protestiert und dass es ja keinen Ghrund gäbe sich so aufzuregen, wo doch noch nichts passiert sei. 
Passiert dann aber so etwas wie die Ölkatastrophe im Golf von Mexico ist das Gejammer gross und alle meinen, dass man das ja hätte kommen sehen müssen.  ARRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRG


Mit solchen Aktionen zwingt Greenpeace den deutschen Durchschnitts Sesselfurzer, der nur gelegentlich am Stammtisch sein Maul auf reisst, über seinen egoistischen Tellerand hinaus zu blicken. 
Was man da zu sehen bekommt ist natürlich unbequem. 

Die Greenpeace Aktivisten üben mit ihren Aktionen indirekte Kritik an der vor sich hinvegetierenden untätigen, taubstummen und meinungslosen Bevölkerung. Diese will von den Problemen dieser Welt auf keinen Fall etwas mitbekommen und weiterhin ihr bequemes Leben pflegen. Ihre eigene Untätigkeit rechtfertigen sie, in dem sie das Engagement anderer in den Dreck ziehen. So vermeiden sie ein schlechtes Gewissen und ihre kleine, beschränkte Welt ist wieder in Ordnung.

Über die Inhalte die Bündnisse wie Greenpeace, der WWF oder PETA vertreten denken sie gar nicht nach - natürlich nicht. Denn würden sie das tun, müssten sie einsehen, dass sie mit ihrem eigenen Konsum orientierten Lebensstiel unsere Gesellschaft, unsere Menschlichkeit und unseren Planeten kurz- und langfristig an die Wand fahren. 
Ich bin mir durchaus bewusst, dass auch bei diesen Organisationen nicht alles was glänzt Gold ist, aber wo ist das schon so. So viele Mängel diese Organisationen auch haben, sie tun wenigstens etwas!

Unsere Nachfahren müssen mit dem Leben was wir heute aus unserem Planet machen, und bis jetzt ist das nichts Gutes! Für eine bessere Zukunft, für einen Planet auf dem auch noch unsere Urenkel leben können und für Menschlichkeit im Umgang mit Tieren, dafür setzen sich diese Organisationen ein - dafür lohnt es sich zu kämpfen! 



Ich schliesse diesen Post mit einem Zitat:

"Greenpeace kämpft an der falschen Front,
Das primäre Problem ist der Mensch"
Spiegel Online: silence_dirk 


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